Ihre Leidenschaft galt den Paragraphen, ihre Vision – der Gerechtigkeit. Ihr ganzes Berufsleben widmete Zsuzsa Sándor der Gerichtsbarkeit, zuletzt in der Funktion als vorsitzende Richterin am Landgericht in Budapest. Doch zum Schluss wurde ihr genau das zum Verhängnis, wofür sie all die Jahre gekämpft hat – das Recht. Sándor wurde im Zuge der umstrittenen Justizreform zwangspensioniert. Nach der ursprünglichen Gesetzesänderung mussten alle Richter über 62 Jahre in Rente gehen. Diese Maßnahme war vor allem im Ausland heftig umstritten. Kritiker warfen der konservativen Regierung um Ministerpräsident Viktor Orbán vor, über die schnelle Nachbesetzungen Einfluss auf die Gerichte nehmen zu wollen. Schließlich erklärte der Europäische Gerichtshof das Gesetz für rechtswidrig. Die ungarische Regierung musste sich geschlagen geben – die Regelung wurde geändert. Die Richter durften nun zurück an die Gerichte, doch ihre Posten waren längst neu besetzt. Eine „Enthauptung“ - so nennt Zsuzsa Sándor diese politische Maßnahme. Die Situation einfach so hinnehmen, das will sie nicht. Sie strebt nach Gerechtigkeit.