Bereits 1911 wurde in einer Werkstatt in Ennetbaden ein improvisiertes Laden-kino betrieben. Der Obrigkeit des katholischen Städtchens war die verrufene neue Unterhaltung ein Dorn im Auge, worauf der Stadtrat ein generelles Kinoverbot erliess. Lehrer und Pfarrer bekämpften das verderbliche “Kinofieber” mit Eingaben und in öffentlicher Debatte, denn das Kino mit seinen illusionären Traumwelten und lasziven Stummfilm-Diven stelle eine Gefahr für die guten Sitten dar. Just zu der Zeit, als Baden eine vergnügungslose Zukunft drohte, tauchte eine exzentrische Dame namens Madame Marie Antoine aus Paris in der Stadt auf. Sie hegte den verwegenen Wunsch, ein Kino zu bauen und erwirkte durch persönliches Vorsprechen beim Aargauer Regierungsrat die Aufhebung des Kinoverbotes. Am 1. Juni 1913 konnte sie den als «RADIUM» in der Nähe des Bahnhofs erbaute Saal für 400 Besucherinnen und Besucher eröffnen. Gezeigt wurde (als Benefizgala zu Gunsten des Kirchenfonds der gegnerischen Kirche) «Die letzte Liebe einer Königin» mit Sarah Bernhardt. In «ROYAL» wurde das Kino umbenannt, als Eugen Sterk, Neffe des Stadtzürcher Kinopioniers Jean Speck, den Saal übernahm.1935 wurde umgebaut. Hierbei verschwanden die beiden seitlichen Eingangstüren zum Saal und die reich verzierte Jugendstilfassade. Konkurrenz hatte das Radium zu dieser Zeit bereits durch das Orient (1923) und das Sterk (1928) bekommen.
Musik: Baby Jail
Video: King of Trash