Defekt
2015
Musiktheater
für Countertenor, Schauspieler und 4 Instrumente mit Elektronik /
mit Textauszügen aus James Joyce Ulysses, Kapitel 11 (Sirenen)
Musik: Sarah Nemtsov
Regie / Szene: Kristof Georgen
Textauswahl: Kristof Georgen & Sarah Nemtsov
Dramaturgie: Hans-Peter Jahn
Countertenor (Leopold Bloom): Bernhard Landauer
Schauspieler (Figur 2): Thomas Hupfer
Österreichisches Ensemble für Neue Musik (oenm)
Saxofon: Michael Krenn
Schlagwerk: Arabella Hirner
Klavier: Alexander Bauer
Kontrabass: Christian Junger
Musikalische Leitung: Juan García Rodríguez
Taschenopernfestival 2015
Sirenen
Eine Koproduktion von Klang21 mit der ARGEkultur Salzburg in Zusammenarbeit mit dem oenm österreichisches Ensemble für neue Musik.
"Defekt" basiert auf dem 11. Kapitel ('Sirenen') aus Ulysses von James Joyce. Während Leopold Bloom gegen vier Uhr nachmittags unterwegs ist, finden an der Bar im Ormand Hotel geschwätzige Konversationen über die Tagesereignisse statt wie auch die Affäre, die Molly Bloom um Vier Uhr mit Blazes Boylan haben wird. Konstanter Perspektivenwechsel, kommunikative Irritationen und das zentrale Motiv der Musik (Sirenen) stehen im Mittelpunkt dieses Kapitels.
"Defekt" (Komposition: Sarah Nemtsov / Regie: Kristof Georgen) zeigt den Protagonisten Leopold Bloom in der Besetzung des Countertenors Bernhard Landauer. Als 'gestrandete Figur' taucht er hinter einer Mülltonne auf und ist mit einem Übermaß an äußeren Reizen konfrontiert. Er ist ständig begleitet von einer 'inneren Stimme' (Einspielungen per Diktiergerät), die ihm scheinbaren Halt gibt, die aber auch für seine Rastlosigkeit und seine Abhängigkeiten in einem Netz aus Verkettungen von Gegebenheiten steht.
Gegenüber einem emotionalen Ausgeliefertsein stehen "Koinzidenz" und "Erinnerung", die in der Inszenierung durch den Einsatz einer zweiten Hauptfigur thematisch ins Spiel gebracht werden. Figur 2, in der Besetzung des Schauspielers Thomas Hupfer, sitzt ruhend auf der Treppe, selbstbewusst versunken in eine ganz eigene andere Welt, lachend und zugleich teilnahmslos. Im zweiten Teil der Inszenierung entdecken beide Figuren in Form eines Zeitsprungs gemeinsame zurückliegende Erlebnisse. In einer dritten Phase findet ein erneuter Perspektivenwechsel statt, der den Protagonisten per innerem Monolog in die Erzählperspektive führt.
Die inhaltliche Ausgestaltung der Inszenierung verbindet ausgewählte Textfragmente aus dem 11. Kapitel aus Ulysses mit Alltagsbeobachtungen, die kommunikative Unzulänglichkeiten und menschliche Ignoranz thematisieren. So stellt die Inszenierung nicht nur die Frage nach der eigenen Identität, sondern ebenso nach dem Verhältnis von gesellschaftlichen Prägungen und subjektiven Befindlichkeiten.