Niklas Luhmann (1927-1998) zählt zu den bedeutendsten Soziologen des 20. Jahrhunderts. Im Laufe seiner 25jährigen Forschungs- und Lehrtätigkeit an der Universität Bielefeld entwickelte er eine universale Sozial- und Gesellschaftstheorie, die er in annähernd fünfzig Monographien und 500 Aufsätzen publiziert hat. Auf die Frage, wie diese erstaunliche Produktivität zu erklären sei, hat Luhmann immer wieder auf seinen Zettelkasten verwiesen, den er über vierzig Jahre systematisch gefüllt und gepflegt hat. Im Zuge der Nachlasserschließung ist erstmals ein Einblick in diese Sammlung von 90.000 Zetteln möglich. Der Vortrag erläutert die wesentlichen Merkmale der Datensammlung: die besondere Ordnungsstruktur, das Nummerierungssystem, das Verweisungsprinzip sowie das Schlagwortregister. Erst das Zusammenspiel dieser vier Komponenten ließ den Zettelkasten zu einem Innovationsgenerator der Theorie werden.
Johannes Schmidt ist seit 2015 wissenschaftlicher Koordinator des Langzeitforschungsprojekts „Theorie als Passion“ zur Erschließung des Nachlasses Niklas Luhmanns und leitet das Niklas Luhmann-Archiv der Universität Bielefeld.
Der Vortrag wurde gehalten am 30.04.2016 im Rahmen des Symposiums 'Potentiale und Herausforderung des (digitalen) Archivierens – wie wird Information gesammelt und Wissen generiert?'
Veranstalter des Symposiums war der Kunstverein Hannover in Kooperation mit dem Labor für Kunst und Technik / Pit Noack
Der Kunstverein Hannover und Pit Noack bedanken sich bei den Förderern:
Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur
NORD/LB Kulturstiftung