Südeuropa steht im Mittelpunkt der gegenwärtigen Schuldenkrise. Die hohe Verschuldung privater und öffentlicher Haushalte ist jedoch historisch keineswegs neu. Sie ist das Ergebnis eines langfristigen Prozesses, der weit zurückreicht. In dem Vortrag werden zunächst die unterschiedlichen historischen Wege in die Staatsverschuldung betrachtet. In einem zweiten Schritt wird dargelegt, dass die Staatsschuldenproblematik eng mit der Entstehung des Finanzsektors verbunden war. Der Staat besaß in Südeuropa ein großes Interesse an der "Finanzialisierung", weil er nur auf diesem Wege seine hohen Ausgaben bestreiten konnte. Dadurch wurden jedoch neue Probleme geschaffen, welche die aktuelle Krise verschärfen. Die historische Betrachtung zeigt, dass die Auswege aus der gegenwärtigen Krise weitaus schwieriger und langwieriger sind als häufig vermutet.
Prof. Dr. Alexander Nützenadel, Historiker; Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin
Moderation: Lars Döpking, M.A., Soziologe; Wissenschaftler in der Forschungsgruppe "Demokratie und Staatlichkeit" im Hamburger Institut für Sozialforschung
Vortrag im Rahmen der Reihe "Bausteine des Kapitalismus", Oktober 2016 bis Februar 2017 im Hamburger Institut für Sozialforschung