„Es existiert ein starker Magnetismus zwischen Mensch und Gold.“ Der Bürgermeister einer kleinen ghanaischen Stadt versucht zu erklären, warum Nichts und Niemand die Zerstörung aufhalten kann, die illegale Goldschürfer in seiner Gemeinde anrichten. „Wenn wir nicht aufpassen, wird das Leben in Ghana zur Hölle.“
Es begann um das Jahr 2010, als chinesische Technik das Goldschürfen in Westafrika revolutionierte. Seitdem können die Flussgründe mit nie gekannter Effizienz nach Gold durchsiebt werden. Zurück bleiben braune, mit Quecksilber vergiftete Ströme und Ufer wie Mondlandschaften. Lohnenswerte Arbeit gibt es sonst kaum in den Schürfregionen. Das legale Goldgeschäft der multinationalen Konzerne saugt die Profite einfach aus dem Land heraus. So bleibt den Menschen dort wenig anderes übrig, als sich dem schmutzigen, illegalen Geschäft anzuschließen. Im ghanaischen Pidgin wird es „Galamsey“ genannt, eine Wortschöpfung aus den englischen Begriffen „gather“ und „sell“, sammeln und verkaufen.
Als die Regierung des Landes dem Galamsey den Krieg erklärte, entflammte in der kleinen Stadt Twifu Praso ein blutiger Konflikt zwischen Polizei und Goldgräbern. Vieles deutet darauf hin, dass der vom Bürgermeister beschriebene Magnetismus gleichermaßen auf beide Konfliktparteien wirkt. Zwietracht, Mord, vergiftete Flüsse – es fragt sich, was die Bewohner der Stadt eigentlich sonst noch davon haben, dass sie auf einem der größten Goldvorkommen der Welt leben.