Nil Yalter: D’Après STIMMUNG
Nil Yalter hat seit den späten 1960er Jahren einen künstlerischen Ansatz entwickelt, der wissenschaftlich-dokumentarische Recherchen in fiktive Erzählungen überträgt. Auf diese Weise können politische Themen wie Arbeitsmigration, kulturelle Identität und Geschlechterrollen
mit neuen Blickwinkeln dargestellt werden. Neil Yalter wird in ihrem Vortrag über ihr Werk von der von den Perlensuchern am Museum Ludwig ermöglichten Erwerbung D’Après „STIMMUNG“
(1973) ausgehen. Diese 7-teilige Serie aus Assemblagen entstand unmittelbar nach einer Aufführung von Karlheinz Stockhausens (1928–2007) Komposition „Stimmung“ (EA 1968 in Paris), die Neil
Yalter 1973 in Paris besuchte. Die Künstlerin übersetzte das Gehörte und die rhythmische Polyphonie des aus magischen Namen bestehenden gesungenen Textes in ein visuelles Tableau. Geschichtliche
Fakten, Götternamen aus allen Kulturen und die Frage nach Identität im 20. Jahrhundert werden darin ineinander geblendet.
Nil Yalter wurde 1938 in Kairo, Ägypten geboren und wuchs in der Türkei auf. Sie studierte am Robert College in Istanbul und ging 1965 nach Paris, wo sie bis heute lebt und arbeitet. Seit ihrer ersten Einzelausstellung 1973 im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris wurde ihr Werk
international in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt (u.a. Centre Pompidou, Paris (2012), Galleria Nazionale d’Arte Moderna, Rom (2010), PS1 MOMA, N.Y. (2008). Die Künstlerin arbeitet mit verschiedensten Medien wie Video, Malerei, Fotografie, Zeichnung und Multimediainstallationen, die sie immer wieder auch kombiniert. In ihre Arbeiten fließen sowohl soziale als auch anthropologische und ethnografische Überlegungen ein.