Felix Mendelssohn Bartholdy: „Das Innere des Kontors“
Szenische Uraufführung des Singspielfragments von 1820 am 13. Oktober 2007 in der Mendelssohn-Remise – im ehemaligen Stammhaus der Mendelssohn Bank, Jägerstraße 51, anläßlich des Treffens der Nachkommen Moses Mendelssohns in Berlin.
Im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur und des Geschichtsforums Jägerstraße e.V. (jaegerstrasse.de)
Regie, Konzept: Thomas Martius
Musikalische Leitung, Klavier: Jens-Karsten Stoll
Joseph Mendelssohn (Onkel): Richard Neugebauer
Abraham Mendelssohn (Vater): Florian Hille
Herr Emden: Galil Jamal
Ein fremder Künstler: Sonja Walter (sonja-walter.de)
Herr Loth: Robert Elibay Hartog
Herr Jordan: Arndt von Diepenbroick
Masken, Hüte, Objekte: Arndt von Diepenbroick
Live-Video: Florian Brossmann
Live-Kamera: Sabrina Apitz, Bettina Knop, Jasmin Krausch
Kamera Probenaufnahmen: Martin Sennekamp
Videoschnitt: Florian Brossmann, Thomas Martius
DVD-Editing: Florian Brossmann
Transkription des Klavierauszug-Autographen: Franz Bullmann
Dank an: Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, Carola Lehmann, Erhard Ertel, Nino Sandow
Thomas Lackmann: "Erster dramatischer Versuch des elfjährigen Komponisten Felix Mendelssohn, über Büroalltag und Bruderzwist: 1815 waren sein Onkel und sein Vater, der Bankgründer Joseph und dessen jüngerer Bruder Abraham, mit ihrer Firma in die Jägerstraße gezogen, zwischen zwei Staatsbanken. Jetzt, um 1820, hat man durch die Abwicklung französischer Kriegsentschädigungen viel verdient. Beide Brüder kennen aus Paris Spontinis Monumentaloper „Olympia“. Joseph liebt das Spektakel; er wird später Berlins erste Volksbühne finanzieren. Abraham findet solche Populärkultur schrecklich; mit Fanny und Felix veranstaltet er ambitionierte Sonntagskonzerte. Der ästhetische Konflikt wird im Kontor ausgetragen. Dahinter stecken andere Motive. Joseph und Abraham sind seit 17 Jahren Kompagnons. Bald nach dem „Olympia“-Streit wird Abraham das Geschäft mit dem jüdischen Bruder und das Judentum verlassen. Als das Singsspiel geschrieben wird, hat Joseph eben ein Weingut am Rhein gekauft, wo er fortan im Sommer Hof hält. Erst nach der Trennung vom Bruder setzt Abraham seinen Palast dagegen: das Reckesche Palais Leipziger Str. 3, wo fortan im Gartensaal die „Sonntagsmusiken“ stattfinden. Aufgeführt worden ist das titellose Singspielfragment – angesichts der Zuspitzung zwischen Vater und Onkel – nicht. „Das Innere des Kontors“ lautet die Ortsangabe der zweiten Szene. Die Rivalität zwischen Josephs- und Abrahamlinie hat sich in späteren Mendelssohn-Generationen fortgesetzt."