live-film - DV-SD - Farbe/Ton - 00:28:38 Std. - Produktion proT - 16. September 2004
"2. Ertrinken: Tarzan kämpft immer noch gegen das Böse vor allem im Irak und in Afghanistan und in Thailand. In Thailand nennt sich Tarzan Johnny Depp und alle Thailänderinnen sind verrückt nach ihm und helfen ihm bei seinem Kampf gegen das Böse. Er liebt aber nur mich, seine Jane."
Die vier Monster-Idyllen-Filme, eine "Fortsetzungsgeschichte" mit 1. Erinnern, 2. Ertrinken, 3. Verausgabung, 4. Splittern, entstehen mit dem Film- und Theaterprojekt "Monster-Idyllen" am 15./16./17./18. September 2004 im Beton der Reaktorhalle mit der Holzinstallation "Gangweg" von Kay Winkler in München und an einem verborgenen Ort (Tarzans Geburtshütte).
Diese vier live-filme sind in gewisser Weise die Vorläufer für die vier "Unmittelbaren Filme: Reine Pornografie".
Der Mann (Tarzan) und die Frau (Jane) in der Reaktorhalle auf zwei Etagen übereinander vor Betonwänden. In exakten Kompositionen aus fremden und vertrauten Alltagsriten. Rahmen kommen ins Spiel, Fensterrahmen. Und treffen auf Film, frames. Die Handlungen vor zwei fest eingerichteten Kameras. Live im Raum Musik, Mundmusik und Text.
Am verborgenen Ort (Tarzans Geburtshütte) eine gelbe Gestalt (La) vor Fenster. Exakte Abläufe, fremde und vertraute. Eine live-Kamera überträgt über Internet die Handlungen in die Reaktorhalle. Zwischen den live-Handlungen Einspielungen aus dem verborgenen Ort. Erstens Sommer: zwei Stühle im Garten im Blumenmeer. Zweitens Winter: zwei Stühle im Garten bei Schnee und Eis. Drittens: Handlungen aus dem Keller in Tarzans Geburtshütte.
Dem live-Bildschnitt stehen zur Verfügung: Die Bilder der beiden fest installierten Kameras in der Reaktorhalle. Nahaufnahmen und Totalen entstehen durch die Abstände von Mann und Frau zur Kamera. Die Bilder der live-Kamera mit Kamerafrau aus dem verborgenen Ort und die Bilder der drei Einspielungen über Internet. Tonquellen für die Tonregie: über getrennte Mikros die live-Musik, die live-Mundmusik und der gesprochene Text, dazu die Geräusche aus zwei Etagen und die Töne der Einspielungen aus dem verborgenen Ort.
Personen
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Ein Film von Alexeij Sagerer. Mann (Tarzan): Franz Lenniger. Frau (Jane): Susanne Schneider. Gelbe Figur (La): Silvia Stammen. Musik: Sebastiano Tramontana. Text und Mundmusik: Alexeij Sagerer. Kamera-Bild: Alexeij Sagerer, Katrin Weinzierl. Live-Bildschnitt: Michael Bischoff. Filmton-Regie: Andreas Koll. Internet: Walter Ecker, Katrin Weinzierl.
live-film:
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Film wird zum Live-Medium, was bedeutet, dass die reale Produktionszeit des Filmes mit der tatsächlichen Film-Länge identisch ist. Von 1997 ("....und morgen die ganze Welt") bis 2005 (Beginn "Programm Weiss") heißen die so entstandenen Filme live-film. Mit "Programm Weiss" verschieben sich die filmische und die theatrale Energie und die nun entstehenden Filme heißen jetzt nicht mehr "live-film" sondern "Unmittelbarer Film".
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ABENDZEITUNG - KULTUR, kurz & kritisch
Wochenende, 18./19.9.2004
(...) Die Bilder aus dem Paradies der Klone teilen sich eine Großprojektion am Ende mit einer nackten Domina, die in verblichenen Videoaufnahmen eine Sexpuppe peitscht. Der 28-minütige Trip ist ein poetisch ultrahoch verdichteter, leidenschaftlich egozentrischer Rundflug über die Barbarei, die Zivilisation hervorzubringen im Stande ist.
MATHIAS HEJNY
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MÜNCHNER MERKUR - KULTUR
Fr. 17. September 2004
Tarzan im Reaktor
(...) Auf einer Schwindel erregend hohen Empore hackt der Lendenschurz-Mann Holz, schleppt Wasser, während seine Jane aus einem Fensterrahmen blickt oder auf einer Schaukel sitzt.
Wir, unten und klein, versammelt in einer Art US-Fort - Kay Winklers nüchtern-schöne Holz-Installation - beobachten diese (symbolischen) Live-Naturaktionen, die in Teil-Aspekten auch auf einen Videoschirm projiziert werden. Die Männer an den Mischpulten ebenfalls hoch oben mit Sagerer, der seine Versinon(en) der Tarzan-Idylle ins Mikro röhrt - endlich mal wieder Sagerer als Stimmpoet -, und gegenüber Sebastiano Tramontana, der seine Posaune zu kosmischem Urwald-Getön zwingt.
Wenn am Ende eine nackte Auspeitschszene über den Bildschirm flimmert, die an die US-Militär-Folterungen irakischer Gefangener erinnert, ist ein Bogen geschlagen von einer lediglich filmisch erdachten Natur-, also Monster-Idylle zu menschenverachtender, fehllaufender Welt-Politik. Sagerers schräg abgedrehte Texte in Kombination mit den strengklaren (Klang-)Bildern - das greift.
MALVE GRADINGER
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Informationen zu den Monster-Idyllen Filmen:
prot.de/ROT/THEMEN_ROT/Groefaz/groefaz_2004_monster_idyllen.php