Auszug aus der Pressebesprechung:
Der Kunstverein Via113 trägt mit dem Jahresprojekt „ TARGETING- ZIELEN IST DAS ZIEL“ eine Thematik vor sich her, die gewichtig ist, aktuell und moralisch. Letzteres ist deshalb außergewöhnlich, weil sich erfahrene Kunstmacher davor hüten, wie der Teufel vor dem Weihwasser. Zu schnell ist man gefangen in der schwarz-weiß Malerei, im gut und böse Syndrom, in der Donald Dialektik. Und welche Kunstmacher in Hildesheim können schon auf ähnliche Erfahrungswerte wie die Leitung des Kunstvereins Via113 zurückgreifen. 25 Jahre hochprozentige Kunst. Also was dann? Alterserscheinungen? Untergangsstimmung? Kontrollverlust? Ziehen wir die aktuelle Ausstellung zu rate. Der Titel:“ Es gibt viele Geschichten, die es Wert sind weitererzählt zu werden. Dieses ist eine davon“. Ein Titel in bewährter Via Manier. poetisch, nicht ohne Witz, dabei wenig aussagekräftig. In dem Fall geht es um die Geschichte des Bergcafés Reusten, einem malerisch gelegenen Ort zwischen Herrenberg und Tübingen. Gegründet wurde es 1954 von den Geschwistern Marie und Sophie Haupt auf einer Anhöhe über dem Dorf. Wer jetzt sich fragen sollte, was eine Dokumentation über ein in Baden Württemberg gelegenes Cafe mit aktuellen Kunstströmungen, mit Targeting zu tun hat, kann das tun, nur hätte er dann wenig von dem Kunstanspruch des Kunstvereins Via113 verstanden, nämlich ein Schmelztiegel zwischen perfider Populärkultur und Kunst zu sein und sozusagen en passant wirft er innerhalb dieser Ausstellung die Moral in den Abfalleimer der Rezeptionsgeschichte. Wer weltweite umspannende Internetprobleme mit Offline Käsekuchen bekämpft , zeigt zwar eine gewisse Weltabgewandtheit aber auch den Mut, Düsenjäger mit Haselnüssen zu bekämpfen.
Die Ausstellung selbst wurde von Oliver Dressel inszeniert und man merkt schnell, daß er neben Kurator auch Schauspieler ist . Aus dem vom Süddeutschen Kunstverein zur Verfügung gestellten Material formt er eine Welt, die auf seine Art eine Geschichte erzählt, von Vergangenem und Gegenwärtigem, von grünen Tischdecken und blauen Kittelschürzen. Dabei bemüht er sich nicht um ein Abbild der Wirklichkeit, er komponiert statt dessen, den Geist des Hauses. Über allem schwebt die Tonspur eines Films vom SWR aus dem Jahr 1993 „Ein halbes Leben für ein Café“. Wer danach immer noch glaubt, es handle sich um die mehr oder weniger gewöhnliche Geschichte einer Dorfkneipe, die nichts in einem Kunstverein für aktuelle Kunst zu suchen hat, soll weiter ins Stadttheater gehen, mit seinen gepolsterten Sitzen, seiner Bühne, seinen 1001 Schutzräumen. Bergcafé Reusten oder wie auch immer diese Orte mit Namen hießen, waren nie Orte für die Dorfgemeinschaft, immer zogen sie besondere Menschen an, aus nah und fern und wenn doch mal ein Dorfianer dabei war, so war eben auch er besonders. Gudrun Ensslin, Günther Oettinger, Jörg Lang, um nur ein paar Namen zu nennen, zeigen die krude Mischung der Gäste dieser Einrichtung, zugegeben vor 40 Jahren, aber der Geist ist wieder eingezogen, unter der Leitung von -……Daniel Schürer d.h. offline Käsekuchen neben einem Schwäbin, Cafe aus einer WMF Blitz 2000, Gesprächsfetzen vom Nachbartisch und allem voran Zeit. Zeit zu haben für eine Welt, abseits des Medien,, einem Moment verpflichtet, dem Nichts, ohne live ticker, ohne Spuren im Internet, dafür Schulter an Schulter mit unbekannten Menschen, aus anderen Blasen dieser Welt