Mutanga
A documentarty by Helmut Schulzeck
D 2019, 98:40 Min. .
Kamera: Hans Albrecht Lusznat
Editor: Kai Zimmer
Together with cinematographer Hans Albrecht Lusznat, Helmut Schulzeck followed the life of the family of his Kenyan in-laws in a Kenyan village for ten years. His film "Mutanga" tells personal stories that refute the stereotypes of the needy African. He succeeds in getting close and unimpeded insights into the lives of some family members. A robust insistence on traditional culture hardly seems to contradict their orientation towards Western ideas and values. For both still shape the everyday life and holiday in the seclusion of the Kenyan province.
Zum Inhalt
Zehn Jahre lang habe ich das bäuerliche Leben der Familie meiner kenianischen Schwiegereltern, der Gathechas, nahe dem Dorf Mutanga im kenianischen Hochland während regelmäßiger Besuche mit Kameramann Hans Albrecht Lusznat verfolgt. Wir wurden dabei zu Zeugen von Erfolgsgeschichten, die die Stereotypen vom hilfsbedürftigen Afrikaner aufs Beste widerlegen. Trotz mancher Widrigkeiten existieren dort noch Tradition und Fortschritt nebeneinander. Die Kultur der Kikuyus bleibt lebendig und fällt vorerst nur marginal bzw. schleichend der scheinbar auch hier unvermeidlichen, allmählichen Anpassung an westliche Standards und Wertvorstellungen zum Opfer.
Diese Anpassung im Alltäglichen folgt im Falle der Erfolgsgeschichten der Gachethas den bekannten Wachstum- und Konsumregeln, die über kurz oder lang Alltag und Leben der Kenianer essentiell verändern. Ein Beispiel: Noch vor wenigen Jahren saßen die Frauen der Familie Gathecha zum Kochen auf kleinen Hockern rund ums offene Feuer in der afrikanischen Küche, einem vom Wohnhaus getrennten Verschlag, in dem der Rauch unter dem luftigen Bretterdach abzog. Heute speist zusätzlich eine Biogasanlage das Herdfeuer. Die Küche, inzwischen ins Haus integriert, hat nun neben dem Gasherd, einen Elektroherd und einen festen Kamin, einen Stromanschluss sowie fließend Wasser, das bis vor kurzem noch mühsam mit Plastikkanistern von der Zisterne hinter dem Haus herangeschleppt werden musste. Mit Holz wird trotz Biogasherd parallel dazu weiter gekocht. Ein weiterer Schritt zur modernen Küche mit Kühlschrank und Waschmaschine ist keine Utopie.
Der Film "Mutanga" erzählt Alltagsgeschichten aus der kenianischen Provinz jenseits der Nationalparks und der weißen Strände von Mombassa. Mit seiner wie selbstverständlich wirkenden unmittelbaren Nähe zu den porträtierten Personen und dem gezeigten Geschehen ist er bar jeglicher touristischer Perspektive und bietet keine exotischer Bilder von der Fremdartigkeit einer afrikanischen Kultur.
"Mutanga" behauptet seinen ganz eigenen Platz im Meer der unzähligen Dokumentarfilme über die so genannte "Dritte Welt", weil der Film sich traut, dem Gewöhnlichen in einer vermeintlich als exotisch postulierten Umgebung Aufmerksamkeit zu schenken, ohne das Andere der dortigen Kultur zu vernachlässigen. Er greift sich exemplarisch und ausschnittsweise die Lebenssituation einiger Mitglieder der Familie Gathecha heraus und versucht ihrer Lebenseinstellung auf die Spur zu kommen. Dabei spiegeln sich nicht nur die Verhältnisse der kenianischen Provinz zwischen Wandel und Beharren wieder, sondern auch die nur teilweise überbrückbare kulturelle Distanz zwischen Filmemacher und Protagonisten, trotz aller familiären und freundschaftlichen Nähe.
Mit "Mutanga" beschließe ich nach "Du bist mein Afrika" (2007, 79 Min.) und "Meine ferne Familie" (2011, 87 Min.) meine "Kenianische Trilogie".
Helmut Schulzeck