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„Desire“, das bedeutet Wunsch und Sehnsucht, aber auch Trieb, Begierde. Und ist in Tennessee Williams’ berühmtem, pulitzerpreisgekröntem Drama „Endstation Sehnsucht“ der Name einer Straßenbahn. Mit ihr kommt Blanche Dubois bei ihrer Schwester Stella an, dem Stern, dem einzigen Fixpunkt ihres Lebens. Sonst ist ihr nicht viel geblieben. Sie hat ihren Job verloren, ihr Haus, steht kurz vor dem sozialen Abstieg, der inneren Verelendung. Aus ihrer Lebenswirklichkeit heraus geworfen, muss sie sich in einer ihr fremden Welt zurechtfinden – und landet in einer inneren Krise.
Was passiert, wenn die eigene Vorstellung, die Sehnsucht nach dem Vergangenen als realer wahrgenommen wird als die Realität? Wenn sich Realität und Imagination verschieben, und man sich in seinem inneren Gefühlskosmos verliert? Unfähig, sich von der Vergangenheit zu lösen, klammert sich Blanche an ihren Sehnsüchten und Erinnerungen fest, findet keine wirkliche Beziehung zu sich selbst und zu den anderen .Vor allem nicht zu Stanley, Stellas Ehemann, der ihre Sehnsucht, ihre Ängste nicht versteht, der ihr von Anfang an misstraut. Der ganz im Hier und Jetzt steht, primitiv ist, roh, ein frei laufender Tiger, der sie ängstigt, terrorisiert, sie krank macht. Und doch gibt es eine diabolische Anziehungskraft zwischen den beiden, eine schwer zu erklärende Liebe-Hass-Beziehung, die in eine Katastrophe mündet und die Blanche am Ende in den Wahnsinn treibt. Aber ist sie deshalb verrückt? Oder ist es nicht viel verrückter, in einer verrückten Welt normal zu sein, oder zumindest das zu glauben?
„Endstation Sehnsucht“, das ist ein spannungsgeladener Kosmos der Gegensätze, ein Vabanquespiel der Gefühle, das viel verrät über die so kompliziert gewordene Beziehungswelt, in der wir heute leben. Es ist aber auch vor allem eins: ganz großes Schauspieler-Theater, in einer Sprache, die, wie Arthur Miller schreibt, „direkt aus der Seele kommt.“ Und einen, auch über sechzig Jahre nach der Uraufführung, immer noch genau dort trifft.
Regie: Sven Grunert; Bühne: Helmut Stürmer; Dramaturgie: Susanne Hindenberg; Kostüme: Karin Stephany
Besetzung: Cristina Andrione, Dagmar Geppert, Jakob Haller, Julia Jaschke, Anna Nagornaya, Steffen Nowak, Gerrit Selmeier, Andreas Sigrist,
Videodokumentation: Hagen Wiel
experimente.empraxis.net
Premiere: 6.11.2009
Pressestimmen
"Intendant Sven Grunert ist eine Inszenierung gelungen, an der es nichts, aber auch gar nichts zu beanstanden gibt. Der Regisseur nimmt sich im Dienste des Textes zurück - und zeigt, wie man auch in kleinen Häusern ganz großes Theater machen kann.(...) Schnörkellos, packend" Landshuter Zeitung
"Die Inszenierung packt den Betrachter - ob er will oder nicht. Sie ist von einer gnadenlosen Intensität, von einer unwiderstehlichen Wucht, und das hat mit der großartigen Stringenz des Regisseurs Sven Grunert ebenso zu tun wie mit den technischen Kniffen... Was für eine ´Endstation Sehnsucht´ im kleinen Theater ... hochmarkantes Schauspieltheater" Wochenblatt
"Großartig - Julia Jaschke als Blanche in ihrer Sehnsucht nach dem Glück. Unter der Regie von Intendant Sven Grunert, ganz großes Theater im Kleinen Theater. (...) Wie Sven Grunert ... William Tennessees ´Endstation Sehnsucht´ inszeniert, geht unter die Haut. Seine Blanche wird zum Überlebensmodell des modernen Menschen in seiner anonymisierten Sozialisierung. Grunerts cinematischer Regiestil gräbt in die Tiefe, kristallisiert aus der Kunstwelt der Projektionen die Realität der Gedanken, entdeckt hinter der Mauer der Lady eine herzerfrischende Mädchenfrau." Landshut aktuell